Gravelbike – das Allrounder-Bike
Wer gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist und auch lĂ€ngere Touren auf verschiedenen UntergrĂŒnden fĂ€hrt, kommt langfristig kaum drum herum, sich ein zweites oder sogar drittes Bike zu kaufen. SchlieĂlich hat jedes Zweirad seine spezifischen StĂ€rken – stets vom jeweiligen Fahrradtyp abhĂ€ngig. Einer der beliebten sportlichen Fahrradtypen fĂŒr alle, die gerne auf Schotterpisten unterwegs sind, ist das Gravelbike. Obwohl dieser Bike-Typ meistens ohne Zulassung fĂŒr den StraĂenverkehr geliefert werden, sind Gavelbikes vielseitige Allrounder, welche fĂŒr fast jeden Radfahrer in die engere Auswahl kommen, wenn man sich ein neues Fahrrad kaufen will. Denn das Gravelbike ist ein Fahrrad, bei dem der SpaĂ vor allem dort beginnt, wo die Fahrfreude auf dem Rennrad endet – nĂ€mlich abseits asphaltierter StraĂen auf Schotterwegen.
Was ist ein Gravelbike?
Gravelbikes sind etwa seit 2015 im US-amerikanischen Markt erhĂ€ltlich, wurden jedoch erst vor kurzer Zeit nach Europa eingefĂŒhrt. Sie vereinen positive Eigenschaften verschiedener Fahrradtypen in sich, wodurch ein neuer Typ entstanden ist, der hauptsĂ€chlich fĂŒr schnelles Fahren auf Schotter- und Kieswegen geeignet ist, aber auch hervorragend auf Asphalt besteht.
Gravelbikes vereinen GelÀndetauglichkeit von MTB, Schnelligkeit und Optik von RennrÀdern!
Die Bezeichnung Gravelbike oder auch Gravel-Bike lĂ€sst sich in die deutsche Sprache als Schotter-Fahrrad ĂŒbersetzen. Damit sind wir auch schon bei dem hauptsĂ€chlichen Einsatzbereich angekommen. Es handelt sich um ein gelĂ€ndegĂ€ngiges Bike, mit dem bevorzugt querfeldein auf nicht asphaltierten, aber befestigten Wegen durch Wiesen, Felder und WĂ€lder gefahren wird.
Doch nicht nur beim sportlichen Einsatz auf Schotterwegen zeichnet sich das Gravelbike als zuverlĂ€ssiges Rad aus. Es ist ein vielseitig nutzbarer Allrounder, der auch im Alltag begeistert, wenn man sich auf Asphalt und mit sportlicher Fahrweise auf den Weg zur Arbeit oder ins BĂŒro und zurĂŒck macht oder auf zwei RĂ€dern lange Touren fĂ€hrt, welche ĂŒber StraĂen, Waldwege, Feldwege und natĂŒrlich Schotterwege fĂŒhren.
Kennzeichnend und verantwortlich fĂŒr diese vielseitigen Einsatzbereiche ist eine Bauweise, die schnelles Fahren perfekt unterstĂŒtzt und gleichzeitig dem Gravelbike hohe StabilitĂ€t verleiht. Selbst Mitnahme von ReisegepĂ€ck oder einem leichten Trekkingzelt ist ĂŒberhaupt kein Problem.
Wichtigste Merkmale von Gravelbikes
Schaut man sich zum Beispiel hier auf Mount7 Gravel-Bikes an, springt die Ausstattung mit einem Lenker, der einem Rennradlenker sehr Ă€hnlich sieht, als erstes ins Auge. Dieser verleiht dem Fahrrad seine typische Rennrad-Optik. Durch den markanten Unterlenker wird auf Anhieb ersichtlich, dass dieses Bike fĂŒr lange Strecken und schnelles Fahren ausgelegt ist.
Renntauglicher & robuster Fahrradrahmen
AuffĂ€llig ist beim Gravelbike sein eher robuster Rahmen. Obwohl viele Gravelbikes auf einem Rahmen entweder aus Aluminium oder kohlenstofffaserverstĂ€rktem Kunststoff basieren, liegt der Fokus klar erkennbar nicht vorrangig auf Gewichtsreduktion, wie es beim typischen Rennrad der Fall ist. Dies ist auch absolut richtig. SchlieĂlich benötigt ein Schotter-Rad, welches bevorzugt auf Waldwegen und Feldwegen gefahren wird, höchste ZuverlĂ€ssigkeit, was eine stabile sowie belastbare Rahmenkonstruktion anbetrifft.
Jedoch zĂ€hlen Gravelbikes durchaus schon zu den leichteren FahrrĂ€dern. Hinsichtlich des Gewichts bewegen sie sich leichte Modelle meist zwischen 8 kg bis 10 kg. Besonders wenig wiegen Gravelbikes aus Carbon, welche durchaus unter 8 kg liegen können. Letztlich entscheidet maĂgeblich ĂŒber das Gewicht, welche Ausstattung das Bike umfasst.
Wer sich ein besonders leichtes Gravelbike kaufen will, wird im oberen Preissegment fĂŒndig und kann sich fĂŒr einen Rahmen aus Carbon oder Titan entscheiden.
Individuell Gavelbike nachrĂŒsten
Ein weiterer optischer Unterschied des Gravel Bikes zu anderen Fahrradtypen ist erkennbar: Zugunsten sehr guter Performance bei schnellem Fahren wird das Gravelbike ohne Fahrradbeleuchtung, Schutzbleche und GepÀcktrÀger verkauft.
Zwar mag dies zunĂ€chst nicht danach klingen, dass es sich bei Gravel-Bikes um FahrrĂ€der handelt, die perfekt fĂŒr den Alltag oder gar Radreisen geeignet sind. Doch davon sollten Sie sich auf keinen Fall abhalten lassen, wenn Sie ein Gravelbike kaufen wollen. Denn Hersteller dieser alltagstauglichen Allrounder bieten tolle Lösungen. Sei es, um ein Gravelbike straĂenverkehrstauglich zu machen oder fĂŒr reisetaugliches Bikepacking.
Suchen Sie nach einem neuen Fahrrad, mit dem Sie auch im StraĂenverkehr teilnehmen dĂŒrfen, lĂ€sst sich das Gravel-Bike bei Bedarf mit Licht, Schutzblechen sowie GepĂ€cktrĂ€ger nachrĂŒsten. Um ReisegepĂ€ck zu transportieren, lassen sich spezielle Fahrradtaschen an das Fahrrad befestigen.
Um Fahrradtaschen am Bike zu fixieren, verfĂŒgen nahezu alle Gravel-Bikes am Rahmen sowie an der Gabel, manchmal auch unterhalb des Sattels, ĂŒber Ăsen. Es gibt also ausreichend Befestigungsmöglichkeiten. Einige Gravel FahrrĂ€der lassen zudem mit GepĂ€cktrĂ€ger nachrĂŒsten, damit man auch auf langen Radtouren ausreichend ReisegepĂ€ck mitnehmen kann.
Gravelbike Bereifung – breit & mit Profil
FahrrĂ€der fĂŒr lange Touren und schnelles Fahren sind regelmĂ€Ăig mit groĂen RĂ€dern ausgestattet. So auch das allgemeine Gravelbike, welches hauptsĂ€chlich auf 28 Zoll RĂ€dern lĂ€uft. Seine RĂ€der sind fĂŒr Reifen mit einer Breite zwischen 35 bis 47 mm ausgelegt. Im Gegensatz zu herkömmlichen RennrĂ€dern, dessen Reifen nahezu profillos sind, werden Gravelbikes mit profilierten Reifen ausgestattet.
Die optimale Bereifung der RÀder variiert je nach befahrenem GelÀnde sowie nach Sonderformen des Bikes. So gibt es zum Beispiel neben dem allgemeinen Gravelrad das Trail-Gravelbike sowie das Speed-Gravelbike.
StreckenabhĂ€ngig kann nach Untergrund oder aktueller Bodenbeschaffenheit der passende Reifentyp ausgewĂ€hlt werden. Semislicks eignen sich fĂŒr harten Untergrund. Allroundreifen haben einen geringen Rollwiderstand. Matschreifen haben optimales grobes Profil, wenn der Untergrund mit Matsch, Schlamm oder Schnee bedeckt ist.
Gravelbikes haben in der Regel keine Federgabel, um das Gewicht des Rades zu reduzieren. Auf moderatem GelĂ€nde absorbieren die breiten Fahrradreifen die Energie von StöĂen, um Arme, Schultern und Nacken des Bikers zu schonen.
Das allgemeine Gravel-Bike wird auf gelĂ€ndegĂ€ngig profilierten Reifen gefahren, die fĂŒr den Offroadbereich geeignet sind. Allerdings ist das Gravelbike auch als Speed-Rad erhĂ€ltlich. Das Speed-Gravelbike kommt bevorzugt auf asphaltierten Strecken zum Einsatz. Dann wird auf Fahrradreifen mit leichtem Profil gefahren, um ohne unnötige Kraftanstrengung Renngeschwindigkeit erreichen und halten zu können.
Als Trail-Gravelbike aufgebaut, wird diese Sonderform mit sehr breiten Reifen gefahren, welche tiefes Stollenprofil haben. Damit lassen sich im GelÀnde auch anspruchsvolle Passagen mit moderater Steigung und GefÀlle sicher fahren. Im Gegensatz zum herkömmlichen Mountainbike erlaubt das Trail-Gravelbike höhere Geschwindigkeiten auf den Trails.
Schaltung & Bremsen bei Gravelbikes
ErhĂ€ltlich sind die Bikes mit 1-fach- und 2-fach-Schaltung sowie mit 11, 12 oder 13 Ritzel Kassette. FahrrĂ€der mit nur einem Schalthebel vereinfachen das Schalten, profitieren zudem von geringerem Gewicht. Bikes mit 2-fach-Schaltung gewĂ€hrleisten beim Schalten mehr âFeintunigâ, von dem der Fahrer insbesondere im steilen GelĂ€nde profitieren kann. Erfahrene Biker, die ihre Trittfrequenz kontrollieren möchten, greifen eher zu einem Gravelbike mit 2 Schaltungen.
Hersteller wie etwa Shimano oder SRAM stellen fĂŒr Gravelbikes mechanische Schaltungen, aber auch elektronische Schaltungen zur VerfĂŒgung. Eine mechanische Schaltung ist gĂŒnstiger, insgesamt einfacher in der Wartung. Die elektronische Schaltung begeistert mit einfachem Handling, schaltet prĂ€zise und erlaubt es, Daten zum Fahrverhalten ĂŒber das Smartphone zu erfassen.
Ein GroĂteil aller Gravelbikes ist mit Scheibenbremsen ausgerĂŒstet. Mit einem 160 mm Durchmesser eignen sich Bremsschreiben fĂŒr fast jeden Einsatzbereich. Je nach Modell werden Scheibenbremsen am Gravelbike hydraulisch oder teilhydraulisch betĂ€tigt.
Richtige Rahmengeometrie auswÀhlen
Gravelbikes variieren je nach hauptsĂ€chlichem Verwendungszweck hinsichtlich ihrer Rahmengeometrie. Die Rahmengeometrie wird maĂgeblich durch das VerhĂ€ltnis von KettenstrebenlĂ€nge, Lenkwinkel und Sitzwinkel zueinander bestimmt. Beim Gravelrad betrĂ€gt die KettenstrebenlĂ€nge gewöhnlich 430 oder 435 mm, wĂ€hrend dieses MaĂ bei herkömmlichen RennrĂ€dern, Endurance-RennrĂ€dern sowie CyclocrossrĂ€dern geringer ausfĂ€llt (z. B. Rennrad 408 mm, Endurance-Rennrad 415 mm, Cyclocrossrad 422 mm).
Im Vergleich mit herkömmlichen RennrĂ€dern fallen Lenk- und Sitzwinkel beim Gravelbike etwas flacher aus, um vorne gewĂŒnschte breite Bereifung zu ermöglichen. Durch seine Rahmengeometrie unterstĂŒtzt dieser Fahrradtyp eine komfortable Sitzposition.
Die Auswahl der passenden Rahmengeometrie ist nicht nur beim Gravelbike enorm wichtig, sondern generell immer, wenn man sich ein Fahrrad kaufen will. Möchten Sie mehr ĂŒber die Rahmengeometrie beim Fahrrad erfahren, können wir Ihnen dieses ausfĂŒhrliche Video empfehlen:
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Wie viel kostet ein gutes Gravelbike?
Ein Gravelbike fĂŒr Einsteiger bewegt sich im preislichen Bereich von circa 1.300 Euro bis ca. 2.000 Euro. Möchten Sie ein Gravelbike kaufen, das hochwertigere Komponenten hat und dessen Gewicht geringer ist, finden Sie im Bereich zwischen 2.000 Euro bis 3.000 Euro gute FahrrĂ€der. Preise fĂŒr High-End-Bikes mit gewĂŒnschter Ausstattung können durchaus 5-stellig kosten.
Welche Fahrradmarken bieten Gravelbikes an?
Langfristig ist davon auszugehen, dass nahezu jede Fahrradmarke, zumindest jedoch diese, welche ohnehin im Radsport angesiedelt sind, eigene Gravel-Bikes bauen wird. Derzeit wird dieses Fahrradtyp unter anderem von folgendem Marken angeboten:
- GIANT
- CUBE
- SCOTT
- GHOST
- LIV
- CANNONDALE
- CERVELO
- ORBEA
- SANTA CRUZ
- BERGAMONT
Mit dem Gravelbike on Tour – das richtige Biker-Outfit
Im Sommer sowie bei Kurzstrecken auf dem Fahrrad spricht nichts dagegen, legere Sommerbekleidung, solange man nicht bei schnellem Tempo enge Waldwege befĂ€hrt. Sonst bietet sich lange Kleidung an, um den Körper vor Ăsten zu schĂŒtzen.
Schutz vor Wind & NĂ€sse
Sind lange Touren auf dem Gravelbike geplant, gilt grundsĂ€tzlich, das Biker-Outfit an die saisonale Temperatur abzustimmen. In der nass-kalten Jahreszeit dĂŒrfen wasserdichte Handschuhe nicht fehlen, ebenso wie ein Tube, um den Halsbereich, eventuell auch das Gesicht zu schĂŒtzen. Thermo-Trikot, dicke Socken sowie lange UnterwĂ€sche aus Merino-Wolle und wasserabweisende Radhose mit gepolstertem GesÀà ergĂ€nzen das Biker-Outfit in Herbst und Winter. Alle KleidungsstĂŒcke sollten körpernah sitzen, insbesondere atmungsaktiv sein.
Welche Schuhe beim Gravel-Biking?
Sportlich ambitionierte Biker werden sich sehr wahrscheinlich fĂŒr Klickpedale mit passenden Klickpedal-Schuhen entscheiden. Dies ist insofern eine gute Wahl, da ein Pedalsystem mit Klickies korrekte FuĂstellung begĂŒnstigt, fĂŒr bessere KraftĂŒbertragung sorgt und das Abrutschen beim Pedalieren zuverlĂ€ssig verhindert. Insbesondere, wenn bei Wind und Wetter auf dem Gravelbike gefahren wird, bieten Klickschuhe zusammen mit Klickpedalen mehr Sicherheit, da bei hoher Luftfeuchtigkeit, Regen oder Schnee die Gefahr des Abrutschens deutlich höher ist, als bei trockenem Wetter. Ist man als Biker mit dem Klicksystem vertraut, lĂ€sst sich also die Sturzgefahr signifikant reduzieren.
Allerdings kommt nicht jeder Radfahrer mit Klickschuhen zurecht. Dann sollten zumindest gut profilierte MTB Fahrradschuhe getragen werden.
Fotos: (c) Udo Vogel
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